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Ikebana - die japanische Kunst,

Blumen zu arrangieren

 

Hana bedeutet Blume. Ikeru meint das Arrangieren, mit dem der abgeschnittenen Pflanze neues Leben geschenkt wird. Wer Interesse, ein wenig Zeit und Geschick hat, kann Ikebana gestalten. Allerdings ist es nötig, die Grundlagen (Technik, Linienführung...) zu erlernen, bevor man seiner Kreativität freien Lauf lässt.In Japan gibt es rund 3000 Ikebanaachulen - von traditionell bis modern. Die Sogetsu-School ist eine der drei größten.

 

 
 

 

 

 

 

 

 

Ikebanaist mehr, als Blumen dekorativ anzuordnen. Auf den ersten Blick unterscheidet es sich von anderen Arten des Steckens durch die asymmetrische Form und den "Raum für die Gedanken". Freiräume sind ein wichtiges Gestaltungselement.  Entscheidend ist die Harmonie der Materialien, Farben, Formen und Gefäße . Als Teil der japanischen Kultur hat Ikebana die gleiche ästhetische Basis und Geschichte wie andere traditionelle Künste, z.B. Teezeremonie, Bogenschießen, (Tempel-)Architektur, Wohnstil oder Gartenkunst.

 

 

 

 

Der Ursprung von Ikebana wird im Spirituellen gesehen, im naturverbundenen Shintoismus - seit dem 4. Jh. Nationalreligion - und im aus Indien stammenden Buddhismus, der im 6. Jh. über China und Korea nach Japan kam. Beide Religionen pflegten die Sitte des Blumenopfers, das im Lauf der Jahrhunderte in Japan die kunstvollsten Formen annahm. Nach der Überlieferung der - bis heute bestehenden - Ikenobo-Schule, wurde diese mit der Einführung des Buddhismus von einem Mönch der "Klause am stillen Teich" in Kyoto gegründet. Ein auf festen Regeln beruhender Ikebana-Stil (Tatebana) ist im 15. Jh. im feudalen Umfeld nachweisbar. Damals wollten die Samurai ihre Paläste mit Blumenarrangements zieren, die sich immer repräsentativer entfalteten. Als Gegentrend entwickelte sich das Chabana als schlichter Ikebana-Stil für die Räume der Teezeremonie. Als im 18. Jh. viele Bürger zu Wohlstand gelangten, entstand - neben Kunstarten wie Holzschnitt, Haiku-Dichtung oder Kabuki-Theater - eine neue Ikebana-Form: Seika als elegantes Vasen-Arrangement.

 

 

 

 

 

 

Im 19. Jh. fand die wechselseitige Beeinflussung von westlicher und fernöstlicher Kultur im Moribana sichtbaren Ausdruck. An der Wende zum 20. Jh. entstand eine Fülle neuer Ikebanaschulen. Die Erfindung des Bildhauers und Ikebanameisters Unshin Ohara (1861 - 1916) galt damals als revolutionär: Er arrangierte kurz geschnittene Blumen in flachen Schalen und nannte den Stil Moribana.

 

1927 gründete Sofu Teshigahara (1900 - 1979) die Sogetsu School. Im Kontakt mit der künstlerischen Avantgarde entstanden bahnbrechend neue Formen. Bekannt ist die Sogetsu School u.a. durch die Einführung nonfloralen Materials. Sie versteht ein modernes Ikebana-Kunstwerk als Einheit von Pflanze, Gefäß, Mensch, Raum und Licht. Nach ihrem Motto kann  Ikebana "jederzeit, überall, von jedem" gestaltet werden. Entsprechend der Individualität und Kreativität der einzelnen Menschen ermutigt diese Schule die Studierenden, im Ikebana ihrer Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen.

 

 

 

 

 

 

 

Ikebana, so die Sogetsu-Philosophie, sollte in allen Ländern Teil des Lebensstils sein und nicht länger als exklusiver Teil der japanischen Kultur betrachtet werden. Dementsprechend gibt es einen weltweiten Lehrplan, nach dem die Grundbegriffe von autorisierten Lehrern der Sogetsu Teachers Association  vermittelt werden. Im IkebanaStudio 19 unterrichtet Doris Wolf (Ko En) nach diesem Curriculum und vergibt Zertifikate und Diplome.

 
 

 

 

 

 

 

 

Die Stile der Sogetsu-School sind:

Moribana ("aufgehäufte Blumen"), Schalengesteck aus Zweigen und Blumen mit Hilfe eines Kenzan (Blumenigel). Die flachen Gefäße, meist aus Keramik, können rund, oval, eckig oder unregelmäßig geformt sein. Wichtig ist ein ebener Boden, um den Kenzan an jeder Stelle positionieren zu können.

 
 

 

 

 

 

 

 

Nageire ("Einwurfgesteck"), Vasenarrangement aus Zweigen und Blumen mit Hilfe von Kome = Kubari (Holzstäbe). Geeignet sind Vasen, Krüge, Flaschen, Becher... mit nicht zu enger Öffnung.

 
 

 

 

 

 

 

 

 

Jiyubana ("freier Stil"), Arrangement ohne feste Gestaltungsregeln. Im Curriculum der Sogetsu School sind etwa 40 Themen vorgegeben, z.B. "Linien", "Masse", "ohne Kenzan". Kreativität und Persönlichkeit der KünstlerInnen  stehen im Vordergrund. Nicht nur frische Blumen, sondern auch getrocknetes und nonflorales Material werden verwendet.

 
 

 

 

 

 

 

Bei den Schulformen (Moribana, Nageire) ordnet man Blumen und Zweige meist in drei Hauptlinien an, die in bestimmten Winkeln und Proportionen zueinander stehen. Ihre Länge hängt von der Größe des Gefäßes ab. Sie heißen:

* Shin (Erste Hauptlinie, "Wahrheit", auch als "Himmel" gedeutet)
* Soe (Zweite Hauptlinie, "Zugabe", auch als "Mensch" gedeutet)
* Hikae (Dritte Hauptlinie, "Zurückhaltung", auch als "Erde"gedeutet).

Jushi - Nebenlinien oder "Begleiter" - können in verschiedener Anzahl und Höhe (immer kleiner als die Hauptlinien) beigegeben werden.

 

Literatur: Ayako Graefe: Das IkebanaBuch. Stuttgart 1982; Franziska Ehmcke: Faszination Ikebana. Kulturgeschichte der japanische Blumenkunst. Köln 1996

 

 

 

 

alle Ikebana von Doris Wolf (Ko En)