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Florales für Feste und Feiertage
Europäische Bräuche - Japanische Blumenkunst
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Pflanzen zählen zu den wichtigsten Brauchelementen. Zu Weihnachten holte man sich immergrüne "Boschen" von Nadelbäumen in die Stube, zu Fronleichnam die als Segen bringend geltenden Birkenreiser. Vergoldete Zweige dienten zu Nikolo als Zuckerlrute oder "Rute im Fenster". Am Unschuldigen-Kinder-Tag durften die Kinder, einem mittelalterlichen Schülerbrauch entsprechend, im Sinne der "verkehrten Welt" den Erwachsenen Schläge mit der Rute versetzen. |
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Advent
Während das bürgerliche Jahr seinem Ende zugeht, beginnt mit dem 1. Adventsonntag das Kirchenjahr. In ihren ersten Jahrhunderten kannten die Christen keine chronologische Aufgliederung des Heilsgeschehens. Ab dem 5. Jahrhundert wurde - nach dem Modell der Osterzeit - der Weihnachtsfestkreis konstruiert. Die vierwöchige Adventzeit gilt erst seit dem 16. Jahrhundert für die ganze Kirche, bis 1917 war sie eine Fastenzeit. Ein pflanzliches Symbol ist der Adventkranz. Sein Erfinder war der sozial engagierte evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-1881), der in Hamburg das Jugendheim "Rauhes Haus" leitete. In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts stellte er bei den Adventandachten im Saal Kerzen auf, die nacheinander angezündet wurden. Später sollen dort 24 Adventerzen auf einem Leuchter oder Luster - 4 große weiße für die Sonntage und kleine, rote für die Wochentage, gebrannt haben. Auch von einem wagenradgroßen Holzkranz ist die Rede, der später mit Reisig geschmückt wurde. Aus den Städten des protestantischen Nordens kam der Brauch langsam in den katholischen Süden. In Österreich ist er seit den 1940er- Jahren bekannt. Der so genannte liturgische (katholische) Adventkranz trägt drei violette und eine rosa (dritte) Kerze - in den Farben der Messgewänder der Adventsonntage.
In der japanischen Blumenkunst gibt es naturgemäß keinen christlichen Adventkranz. Trotzdem lässt sich das Thema variieren: als Wandarrangement, mit einer anderen Kerzenanzahl, immergrünen Pflanzen, Beeren und Früchten, gefärbten oder nonfloralen Elementen. |
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4. Dezember: Barbara
Barbara von Nikomedien war eine frühchristliche Märtyrin (+306). Nach der Legende sperrte sie ihr Vater in einen Turm, wo sie auf wunderbare Weise durch die Eucharistie gestärkt wurde. Barbara zählt zum Kreis der 14 Nothelfer und mit Katharina und Margaretha zu den Virignes capitales (“drei heilige Madln”). Am Barbaratag schneidet man Zweige von Kirschen- oder anderen Obstbäumen und wässert sie im warmen Zimmer ein. Wenn sie zu Weihnachten blühen, verheißen sie Glück und Segen. Früher wurden sie als Heirats- und Ernteorakel gedeutet.
"Sakura" ist eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur. Die Zeit der Kirschblüte, meist im April, markiert den Anfang des Frühlings. Man trifft sich im Familien-, Freundes- und Kollegenkreis und feiert unter blühenden Bäumen. In Ikebana wird grundsätzlich das zur Jahreszeit vorhandene Material verwendet. Es ist auch möglich, wie zu Barbara, Zweige vorzutreiben. |
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6. Dezember: Nikolaus und Krampus
Nikolaus von Myra (Demre, Türkei) war Bischof von Lykien. Nach dem Pesttod seiner Eltern verschenkte er das reiche Erbe an die Armen. Nikolaus gründete ein Kloster, das Volk rief ihn zum Bischof aus. Auf dem Konzil von Nicäa (325) verteidigte er die Lehre von der Dreifaltigkeit. Daher kommt die Zahl Drei in den Legenden oft vor: Er habe drei Studenten zum Leben erweckt, die Opfer habgieriger Wirtsleute geworden waren. Drei junge Frauen habe er vor dem Weg in die Prostitution bewahrt, indem er des Nachts Goldklumpen in ihr Zimmer warf. Mit dieser Gabe wird der Schenkbrauch erklärt. Kinder stellten ihre geputzten Schuhe auf oder bastelten kleine Schiffe, die sie am Morgen mit Äpfeln, Nüssen und Süßigkeiten gefüllt vorzufinden hofften. Die Ablöse des unerkannt bleibenden Gabenbringers durch den Einkehrbrauch wird mit dem Konzil zu Trient (1545-63) in Verbindung gebracht. Damals visitierten die katholischen Amtsträger die Familien. Nikolausdarsteller besuchten später die Kinder und belohnten die "Braven". Weil ein Heiliger gütig ist, strafte er nicht selbst. Das besorgte der "Krampus", eine Teufelsgestalt. Bevor das Christkind mit seinem Baum die biedermeierliche Familienidylle zu Weihnachten prägte, gab es Nikolausbäumchen, die einem Christbaum zum Verwechseln ähnlich sahen. Auch sie trugen Backwerk, Obst, Lichter und Spielzeug.
Zum Krampus als "Höllenfürst" passt das Thema Feuer. Es lässt sich mit Pflanzen in Rottönen, Formen, die an Flammen erinnern, Kohle und Schlacke gut darstellen. |
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13. Dezember: Lucia
Die Märtyrin Lucia (+ um 304) lebte in Syrakus. Die Nacht des 13. Dezember galt bis zur Gregorianischen Kalenderreform 1582 als längste des Jahres. Es dürfte kein Zufall sein, dass man gerade dann der Heiligen gedenkt, deren Überlieferung mit dem (Augen-)licht zu tun hat. Lucia bedeutet „die Leuchtende“, von lateinisch lux „Licht“. Der Mittwintertag war ein wichtiger Orakeltag. Das Gedeihen des Lucienweizens sollte Schlüsse auf die Ernte ermöglichen. Dazu sät man am 13. Dezember Weizen in einen Teller, der bis Weihnachten spannenhoch wächst. In die Mitte stellt man eine Kerze. In der Kroatischen Kirche in Wien 1 bildet Luzienweizen, kombiniert mit Blumen, die Dekoration beim Altar und bei der Weihnachtskrippe. Bei den Lucia-Umzügen in Schweden tritt eine Darstellerin mit ihrem Gefolge auf. Sie hat einen mit Buchs gezierten Kerzenkranz auf ihrem Haupt. Das Gefolge trägt ebenfalls Buchskränze. Das frische Grün in der dunklen Jahreszeit verweist um die Wintersonnenwende auf die wieder erwachende Natur. Im Ikebana symbolisieren verschiedene Stadien einer Pflanze die Zeitdimension, die Lebensphasen Werden, Sein und Vergehen. |
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24. Dezember: Heiliger Abend - 25. Dezember: Hochfest der Geburt des Herrn
Wann Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Das Fest seiner Geburt ist in der Stadt Rom entstanden und für den 25. Dezember 336 historisch belegt - vermutlich eine Reaktion der römischen Christengemeinde auf das - 274 eingeführte - staatliche Geburtsfest des “unbesiegten Sonnengottes” (Natale Solis invicti). In weiten Teilen Europas befestigte steckten die Landwirte Buschen (Boschen) auf den Zaun, in den Hof, zum Stall, auf den Brunnen oder auf den Misthaufen und putzten damit die Kamine - was 1729 in Salzburg verboten wurde. Außerdem rügte die Obrigkeit den „abergläubigen Gebrauch“ der Nadelbäume. Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens weist bei allen verwendeten immergrünen Pflanzen (Fichte, Tanne, Föhre, Wacholder) darauf hin, dass ihre spitzen Nadeln zur Abwehr von Unheil und Gewittern dienen sollten.
In der Steiermark und im Burgenland waren noch Mitte des 20. Jahrhunderts hängende Christbäume bekannt, die man am Balken der Stubendecke anbrachte. Nachrichten über geschmückte Christbäume finden sich 1419 in Freiburg/Br., 1561 in Ammerschweier im Elsass, 1604 in Strassburg. Als zur Zeit des Biedermeier der Christbaum modern wurde, stand er auf dem Tisch und trug, neben kleinen Geschenken, Zuckerwaren, Früchte, wie Äpfel und (vergoldete) Nüsse oder Schmuck aus natürlichem Material, wie Tannenzapfen. Die ersten Zierstücke aus Glas knüpften an die bekannten pflanzlichen Formen an. In den 1830er- Jahren noch dickwandig und undurchsichtig, wurden sie zunehmend eleganter. Dies war durch die Verwendung von Leuchtgas und die Erfindung künstlicher Farbstoffe möglich. Neben innen versilberte Christbaumkugeln traten goldene und bunte.
Grün und Rot gelten in Europa als klassische Weihnachtsfarben. Wie hier drückt auch in Japan Gold das Besondere und Festliche aus. Der Gründer der Sogetsu-Schule, Sofu Teshigahara, nannte Rot, Weiß und Grün, Gold und Silber als typische Farben für Weihnachtsarrangements. |
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In Wien zählten protestantische deutsche Bürgerfamilien und Adelige, die zum Kongress kamen, zu den Innovatoren des Christbaum-Brauches. 1814 wurde das erste „Christbaumfest nach Berliner Sitte“ aktenkundig. Der geschmückte Baum befand sich in der Familie des Bankiers Nathan Adam Arnstein (1748-1838) und seiner aus Berlin stammenden Frau Franziska (1758-1818). Fanny Arnsteins großbürgerlich-liberaler Salon (Hoher Markt 1) bildete einen Mittelpunkt des Kultur- und Gesellschaftslebens. Viel zitiert in diesem Zusammenhang ist Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg (1797-1829), die Gattin Erzherzog Karls (1771-1847), in deren Stadtpalais 1816 einer der ersten Christbäume stand. Nicht begeistert von dem neuen Brauch war hingegen Karls Bruder, Erzherzog Johann. Er klagte: "Nun ist kein Kripperl mehr! Wir sahen einen Graßbaum mit vielem Zuckerwerk und ein ganzes Zimmer voll Spielereien aller Art."
Die Form von Ikebana-Weihnachtsbäumchen erinnert an klassische Christbäume. Als Material bieten sich neben Koniferen auch Getrocknetes, Gefärbtes und Unkonventionelles an. |
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Die Aufstellung von Krippen soll auf die Feier Franz' von Assisi am Heiligen Abend 1223 zurückgehen. Während in den Kirchen die Krippenfeier mit gebotenem Ernst stattfand und in Rom die angeblichen Reliquien der Krippe verehrt wurden, hatte er vom Papst die Erlaubnis erhalten, ein Spiel in der Natur zu inszenieren. Ein Adeliger stellte Platz in seinem Wald, eine Krippe, Heu, sowie Ochs und Esel zur Verfügung. Möglicherweise handelte es sich aber bei der "Feier" um eine Vision des Heiligen. Die erste Kirchenkrippe Österreichs stand 1579 in der Kapelle des Grazer Jesuitengymnasiums. Die Gesellschaft Jesu förderte Krippenbau und -spiele. Ein beliebter Brauch im Salzkammergut ist das Kripperlschauen (Kripperlroas). Der Brauch ist im Zusammenhang mit dem Kloster in Traunkirchen zu sehen, das im 17. Jahrhundert den Jesuiten übergeben wurde. "Aufstellen und Besuch der Landschaftskrippen im Salzkammergut" zählt seit 2015 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Gäste sind in Privathäusern willkommen, wo in wochenlanger Arbeit ganze Zimmer ausgeräumt und Krippen mit unzähligen, teilweise regionaltypischen Figuren aufgestellt werden. Pflanzen, Moos und Reisig sind wichtige Dekorationselemente. In vielen Haushalten sind Krippen zur Weihnachtszeit üblich. Bei der Kulisse für die Figuren können Ikebana-Elemente einfließen. |
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28. Dezember: Unschuldige Kinder
Das Fest erinnert an den Kindermord in Bethlehem (Mt 2,13-18), den König Herodes der Große (72 - 4 v. Chr.) angeordnet haben soll, was aber historisch nicht belegbar ist. Im Mittelalter war der 28. Dezember ein Feiertag der Schüler, an dem der Knabenbischof mit seinem Gefolge auftrat. Im Sinne der verkehrten Welt durften die Kinder die Erwachsenen mit Ruten schlagen, die sonst in den Klosterschulen als pädagogisches Requisit dienten. Damit findet der weit bekannte Brauch des "Frisch- und G'sund-Schlagens" (Auffrischen) eine plausible Erklärung.
Zweige sind fast immer Elemente von Ikebana, die in unterschiedlicher Weise - geschnitten, gebogen, verflochten ... sein können. Ein eigenes Thema heißt "nur Zweige". |
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Mehr über Bräuche in Österreich von Helga Maria Wolf unter: https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_%C3%96sterreichs
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