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Florales für Feste und Feiertage
Europäische Bräuche - Japanische Blumenkunst
November |
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Das große Doppelfest der Toten, nämlich der toten Heiligen wie der toten Weltkinder, bedeutet den kräftigsten Einschnitt zwischen Herbst und Frühwinter, " stellte der Volkskundler Leopold Schmidt fest. Er schrieb vor 80 Jahren, dass der Friedhofsbesuch an diesen Tagen "eine Volksbewegung zur Folge hat, welche geradezu das Bild der Stadt verändert." In letzter Zeit sind diese Bräuche stark zurückgegangen. Im tristen, nebeligen November geben die Kerzen und Blumen, mit denen man die Gräber schmückt, Hoffnung. |
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1. November: Allerheiligen
Im 4. Jahrhundert gedachten die Christen im Orient zu regional unterschiedlichen Terminen - u. a. in der Osterzeit - ihrer Märtyrer. Im 7. Jahrhundert weihte Papst Bonifatius IV. (+ 615) das römische Heiligtum aller Götter (Pantheon) zu Ehren der christlichen Blutzeugen. Im 9. Jahrhundert (835) übertrug Papst Gregor IV. (+ 844) das Fest aller Heiligen offiziell auf den 1. November. Allerheiligen ist kein Trauertag, sondern feiert das neue Leben, in das die Heiligen und Seligen eingegangen sind. Weil es sich um einen arbeitsfreien Tag handelt, hat es die Bräuche des Allerseelentages, wie Friedhofsbesuche an sich gezogen. Dies passt auch emotional zur düster werdenden und nebligen Jahreszeit. |
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"Nebel" (Kasumi) zählt zu den japanischen Motiven, die in Ikebana dargestellt werden. Dazu eignen sich graue und weiße Materialien, wie z.B. Waldrebe, Stacheldrahtpflanze und feine Wurzeln. Gefäße aus Stein erinnern an Grabmäler, sie lassen sich mit frischem und trockenem Material gut kombinieren. |
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2. November: Allerseelen
Kurz vor der ersten Jahrtausendwende rief Abt Odilo von Cluny (994-1048) in seinen Gemeinschaften zum festlichen Gedächtnis aller verstorbenen Gläubigen am 2. November auf. 1006 ordnete Papst Johannes XVIII. (+ 1009) die allgemeine Feier des Allerseelenfestes an.
Beim Alberner Donauhafen an der Wiener Stadtgrenze wurde 1854 der "Friedhof der Namenlosen" angelegt. Am Sonntag nach Allerseelen setzt der Verein Albern der Arbeiterfischer dort ein mit Kränzen, Blumen und Kerzen verziertes Floß zum Gedenken an die Ertrunkenen in den Strom. Sechs Männer tragen es unter Musikbegleitung zum Ufer der Donau und legen es in ein Motorboot. Sie fahren zur Flussmitte. Wenn sie das Floß dort aussetzen, ertönen drei Schüsse. Zwei Boote geben dem Floß noch ein Stück Geleit. Eine Andacht auf dem Friedhof beschließt die Feier. Für die Teilnehmer sind Blumen vorbereitet, die sie auf die Gräber legen können.
Traditionell werden die Gräber zu Allerheiligen mit Chrysanthemen geschmückt. Diese besonders elegante Blüten, die bei uns erst im Spätherbst erscheinen, tragen zu Unrecht das Image der Allerheiligen-Blumen. Anders als hierzulande, wo man sie meist nur auf Friedhöfen sieht, wird die 16-blättrige Chrysantheme von den Japanern hoch geschätzt. Ihr Schöpfungsmythos verbindet den Beginn der Kultur mit der Sonnengöttin. Die Pflanze symbolisiert die Sonne und das Licht, als Zeichen der Unsterblichkeit. Daher ziert die Chrysantheme, deren Blütenblätter Sonnenstrahlen ähneln, das kaiserliche Familienwappen. |
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Chrysanthemen in verschiedenen Formen und Farben werden gerne in Ikebana verwendet. Sie eignen sich für unterschiedliche Themen des Sogetsu-Curriculums sowohl bei Schulformen, als auch im Freien Stil. |
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11. November: Martin
Martini am 11.11. galt als Abschluss der herbstlichen Erntearbeiten, Zinstermin und Tag des Gesindewechsels. Danach kam der Advent als Fastenzeit. Die ausgelassenen Feiern am Tag bzw. am Vorabend fanden ihre Parallele am Faschingdienstag, nach dem mit dem Aschermittwoch die 40-tägige vorösterliche Fastenzeit beginnt. Dass davor jeweils reichlich gegessen und getrunken wurde, ist aus dem Mittelalter überliefert. Der Most wird nun zu Wein und der "Heurige" zum "Alten". Allenthalben finden Weintaufen und Weinsegnungen statt. Um 1770 spendete die Stadt Wien ihren Handwerkern Martiniwein. Schneider gaben ihren Gesellen die Lichtgans, weil sie im Winter bei Kunstlicht arbeiten mussten. Arbeiter in Weingärten bekamen die Lesgans. Bettelmönche erhielten Gänse als milde Gabe, wobei derjenige, der am meisten einheimste, als König gefeiert wurde. Heute zählt das Martinigansl-Essen zum Fixpunkt im gastronomischen Jahreslauf. Martinus von Tours (316-397), der Sohn eines römischen Tribunen, wurde als Fünfzehnjähriger Soldat und ließ sich mit 18 Jahren taufen. Er widmete sich der Mission und gründete zahlreiche Klöster. Anno 371 wählten ihn Klerus und Volk von Tours (Frankreich) zu ihrem Bischof. Daran knüpft sich die Legende, dass er das Amt nicht annehmen wollte, aber Gänse sein Versteck verrieten. Noch bekannter - und ein beliebtes Motiv der abendländischen Kunst - ist die legendäre Szene der Mantelteilung: Der jugendliche Martin teilt bei Amiens seinen Mantel (Cappa) mit einem Bettler. Von der Cappa, die als Reliquie am Hof der fränkischen Könige in einem eigenen Raum aufbewahrt wurde, leiten sich die Bezeichnungen Kapelle und Kaplan ab. Feuer- und Lichtbräuche zu Martini könnten ein Nachklang der frühchristlichen Sitte sein, auf Gräber verehrter Personen Lichter zu stellen, wie es bei Martin belegt ist. Allgemein üblich ist der Umzug von Kindergartenkindern mit Lampions. Manchmal tritt ein als Martin kostümierter Reiter auf, und die Kinder teilen (doppelte) Martinskipferl. |
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Für ein Ikebana zu "Martini" bieten sich Lampionblumen, Lichteffekte, Laternen und entsprechende Gefäße an. Manche Formen erinnern an Hufeisen oder Kipfel. Die Legende der Mantelteilung kann mit roten Elementen in Kombination mit schwertähnlichen Gegenständen dargestellt werden. Das Ikebana-Thema "Durchstechender Zweig" oder ungewöhnlich geformte Pflanzen in Schlitzvasen sind ebenfalls für dieses Thema geeignet. |
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15. November: Leopold
Der Babenberger-Markgraf Leopold III. (um 1075 - 1136) "der Heilige" ist seit 1663 der österreichische Landespatron. Bekannt ist die (1371 aufgeschriebene) Schleierlegende: Leopold findet auf der Jagd den vom Wind verwehten Brautschleier seiner Frau Agnes in einem Holunderstrauch. An dieser Stelle lässt er die Stiftskirche Klosterneuburg errichten. Im Kreuzgang befindet sich der "leuchtende Holunderbaum", ein 4,43 m hoher und 2,65 m breiter siebenarmiger Bronzeleuchter aus der Erbauungszeit. Im Schaft ist Holunderholz eingeschlossen, allerdings nicht aus dem 12., sondern aus dem 17. Jahrhundert. In Klosterneuburg begeht man „Leopoldi“ mit verschiedenen geistlichen und weltlichen Bräuchen. Der Leopolditag ist schulfrei, man hält einen Jahrmarkt mit vielen Attraktionen ab. Zu diesen zählt das Fasselrutschen: Man besteigt das 1704 erbaute, fast vier Meter hohe Tausendeimerfass des Stiftes über Holzstufen und verlässt es über eine Rutsche. Der Ursprung des Brauches liegt wohl darin, dass die Bauern ihre Abgabe an Wein in das Fass der geistlichen Grundherrschaft schütten mussten. Seit 1809 ist es leer und befindet sich seit 1834 im Binderstadel. Für die Augustiner Chorherren bleibt der Weinbau auch nach mehr als neun Jahrhunderten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Schon bei der Grundsteinlegung anno 1114 wurde den Gästen eigener Wein angeboten. Somit ist das Stift das älteste Weingut Österreichs. |
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Die Leitmotive der Legende, Holunder und Schleier, sind in Ikebana gut darzustellen, Vasen aus Holz oder mit brauner Glasur erinnern an den Holunderstrauch. Als Schleier eignen sich z.B. Textilien, Netze oder feine Wurzeln. Zum Thema Wein passt ein Dekanter als Gefäß, kombiniert mit Trauben.
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19. November: Elisabeth
Die ungarische Königstochter Elisabeth (1207-1231) sollte aus politischen Gründen mit dem Landgrafen von Thüringen verheiratet werden. Zwar unterstützte sie ihr Gatte Ludwig der Heilige, doch als er auf dem Weg zum 5. Kreuzzug starb, wandte sich seine Familie gegen sie. Hauptkritikpunkt war ihr asketisches Leben nach dem Armutsideal des Franziskus von Assisi (1181-1226). Sie pflegte Aussätzige und verschenkte Vermögen der Familie. Nach der Legende, die auch von ihrer Großnichte Elisabeth von Portugal erzählt wird, ereignete sich ein "Rosenwunder". Die Verwandten stellten die Landgräfin zur Rede, als sie den Armen einen mit Brot gefüllten Deckenkorb brachte. Doch als man diesen öffnete, befanden sich darin keine Lebensmittel, sondern Rosen. |
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Das Heiligenfest fällt in eine Jahreszeit, in der im Garten die letzten Rosen blühen. Ein schwimmendes Arrangement aus Blütenblättern kann den Abschied andeuten. |
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Mehr über Bräuche in Österreich von Helga Maria Wolf unter: https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_%C3%96sterreichs |
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